Der Frauenbaum Konstanz
08.03.2024 | Bodenseeforum
Der Internationalen Frauentag, der am 8. März weltweit gefeiert wird, rückt soziale, politische und wirtschaftliche Errungenschaften von Frauen in den Mittelpunkt und erinnert gleichzeitig an die anhaltenden Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind. Dieser Tag ist eine Feier der Stärke, des Mutes und der Solidarität der Frauen überall auf der Welt.
Und was könnte ein passenderes Symbol für diese Werte sein als der Frauenbaum von Konstanz, der seit April 2012 am Rheinufer in unmittelbarer Nähe des Bodenseeforums steht
In meiner Rolle als Marketingverantwortliche im Bodenseeforum Konstanz erlebe ich seit fast fünf Jahren täglich eine Fülle an Ereignissen und Emotionen in unserem Haus. Vor einiger Zeit, als ich während der Vorbereitungen für unsere SUNSET LOUNGE auf der Terrasse in Richtung Seerhein war, fiel mir die Silberweide am Ufer des Seerheins, direkt gegenüber von unserem Haus, ins Auge. Nachdem ich diese etwas beobachtete, entdeckte ich, dass davor eine Tafel steht: „Frauenbaum – Frei leben ohne Gewalt“. Diese klare Botschaft weckte meine Neugierde. Wer steckt hinter diesem Projekt? Einige Wochen später lernte ich Erika Korn kennen. Eine engagierte Frau, die sich leidenschaftlich für Frauenrechte in Konstanz einsetzt. Und wer hätte das gedacht, sie war diejenige, die den Frauenbaum in Konstanz verwurzelte.
Das Interview mit Frau Korn
In einem inspirierenden Gespräch mit Erika Korn, einer engagierten Aktivistin, Mitfrau der Organisation „TERRE DES FEMMES“ und Gründerin der dazugehörigen Ortsgruppe in Konstanz, erhielten wir Einblicke in die Bedeutung des Frauenbaums von Konstanz und die Arbeit, die hinter seiner Entstehung steckte. Frau Korn, deren Leidenschaft und Engagement für die Rechte von Frauen offensichtlich ist, erzählte von ihrer persönlichen Verbindung zum Frauenbaum und ihrer Motivation, sich für die Frauen einzusetzen.
Der Frauenbaum Konstanz: Geschichte und Symbolik
Die Idee für den Konstanzer Frauenbaum entstand vor vielen Jahren, als Frau Korn während eines Seminars in Magdeburg eine Entdeckung machte. Sie stieß auf Gedenktafeln für bedeutende Frauen der Geschichte, darunter Mechthild von Magdeburg, eine hochgebildete Frau des 13. Jahrhunderts, die für ihre freiheitlichen Ideen bekannt ist. Diese Erfahrung inspirierte Erika Korn, einen ähnlichen Gedenkort für Frauen in Konstanz zu schaffen.
Ihre Bemühungen stießen anfangs auf Skepsis, aber Frau Korn ließ sich nicht entmutigen. Zwei Jahre später, im Frühjahr 2012, bot sich die Gelegenheit, als das Umweltamt der Stadt Konstanz die Idee aufgriff, die neue Promenade zu verschönern und Bäume zu pflanzen. Frau Korn ergriff sofort die Initiative und kontaktierte das Amt, um die Umsetzung ihres Vorhabens voranzutreiben. Trotz anfänglicher finanzieller Hürden gelang es ihr, die erforderlichen Mittel aufzubringen, indem sie verschiedene Frauengruppen in Konstanz mobilisierte.
Die Wahl fiel auf die Silberweide als Symbolbaum für den Frauenbaum. Diese Entscheidung war nicht nur auf die Ästhetik des Baumes zurückzuführen, sondern auch auf ihre symbolische Bedeutung als weiblicher Baum, der in vorchristlicher Zeit von weisen Frauen verehrt wurde. Die Silberweide verkörpert Stärke, Erneuerung und das ewige Leben, indem sie sich immer wieder aus sich selbst heraus erneuert.
Am 4. April 2012 wurde der Konstanzer Frauenbaum offiziell gepflanzt, ein bedeutendes Ereignis, das die Solidarität und das Engagement der Gemeinschaft für die Rechte von Frauen unterstrich. Anwesend waren neben Erika Korn auch Vertreterinnen von Frauengruppen aus Konstanz und das Umweltamt der Stadt. Gemeinsam pflanzten sie die Silberweide und setzten damit ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und für die Stärkung von Frauenrechten.
Frau Korn musste nicht lange überlegen und entschied sich direkt für eine Silberweide als Symbolbaum.
Der Zweck des Frauenbaums
Der Konstanzer Frauenbaum ist nicht nur ein physischer Ort, an dem sich Frauen treffen können, sondern auch ein Symbol für die Fortschritte, die die Frauenbewegung gemacht hat, und ein Appell an die Gesellschaft, sich weiterhin für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung einzusetzen. Er erinnert uns daran, dass der Einsatz für die Rechte von Frauen fortgesetzt werden muss und dass Solidarität und Engagement wesentliche Bausteine für positive Veränderungen sind.
Erika Korns persönlicher Weg
Der persönliche Weg von Erika Korn in die Menschenrechtsarbeit, insbesondere im Bereich der Frauenrechte, wurde maßgeblich von ihrer Tochter beeinflusst. Ihre Tochter, eine engagierte und entschlossene junge Frau, schloss sich während ihrer Schulzeit „Amnesty International“ an. Die Begeisterung und das Engagement ihrer Tochter beeindruckten Frau Korn und weckten ihr Interesse für das Thema Frauenrechte. Als ihre Tochter sie darauf hinwies, dass es eine Organisation gäbe, die sich speziell für Frauenrechte einsetzt, nämlich TERRE DES FEMMES e.V., war Frau Korn sofort interessiert und begann, sich weiter über deren Arbeit zu informieren.
Nachdem sie Kontakt zu TERRE DES FEMMES aufgenommen hatte, wurde sie eingeladen, an einer Jahreshauptversammlung teilzunehmen. Dort wurde sie von den Geschichten und Erfahrungen anderer Frauen zutiefst berührt, insbesondere von einer Frau aus der Türkei, die vor Zwangsheirat und familiärer Gewalt geflohen war. Diese Begegnung und die Geschichten der Frauen bewegten Frau Korn zutiefst und brachten sie dazu, ihr eigenes Verständnis von Frauenrechten und Gleichberechtigung zu überdenken. Dieses Bewusstsein führte dazu, dass Frau Korn sich entschied, aktiv für Frauenrechte einzutreten. Der Konstanzer Frauenbaum ist ein Ergebnis dieses Engagements.
Als Mitfrau der Organisation TERRE DES FEMMES e.V (www.frauenrechte.de). 2001 gründete sie zusammen mit einer anderen Mitstreiterin die Konstanzer Ortsgruppe von TERRE DES FEMMES; ab 2002 führte sie die Arbeit zunächst alleine weiter, bis sich im Laufe der Jahre weitere Frauen anschlossen.
Ein Aufruf zu Solidarität und Veränderung!
Am Internationalen Frauentag erheben wir unsere Stimmen, um für Gleichberechtigung, Freiheit und Respekt für alle Frauen einzutreten. Wir wollen den Frauenbaum von Konstanz als Symbol der Hoffnung und des Wandels betrachten und uns gemeinsam für eine Welt einsetzen, in der Frauen ihre Träume verwirklichen können, ohne Angst vor Diskriminierung oder Unterdrückung.
Der Frauenbaum von Konstanz steht als Symbol für diese Werte und erinnert uns daran, dass wir gemeinsam stärker sind.
Wir wollen seine Bedeutung würdigen und uns gemeinsam für eine gerechtere und gleichberechtigtere Welt einsetzen, in der Frauen und Mädchen frei von Unterdrückung und Diskriminierung leben können.